Psychologische Schmerzbewältigung
Jeder von uns hat ihn schon gespürt: Kurz und scharf, oder dumpf und über viele Stunden
andauernd,
wenn ein Loch im Zahn einen Nerv freigelegt hat, oder pochend unter
der Schädeldecke, wenn man
nach einem hektischen Arbeitstag zu Hause ankommt.
Wenn von Schmerzen die Rede ist,
kann jeder eine Vorstellung damit verbinden,
weil jeder schon mal Schmerzen erlebt hat.
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und
Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller
Gewebsschädigung verknüpft
ist, oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“
(Schmidt
& Struppler, 1982)
Es besteht weitgehend Übereinstimmung darin, dass beim akuten Schmerz die Beseitigung der
Schmerzursache
im Vordergrund zu stehen hat, bei chronischen Schmerzzuständen
(ab 3-6 Monate) müssen sich die
therapeutischen Bemühungen jedoch auf die
Beseitigung oder Linderung der Schmerzen konzentrieren.
Aus zahlreichen Studien
lässt sich ablesen, dass hier weder medikamentöse, noch chirurgische
Interventionen
zu einer dauerhaften Besserung des Leides führen. Die einzig
dauerhafte Hilfe für Patienten besteht offenbar
darin zu lernen, sich aktiv mit
seinem Zustand auseinanderzusetzen, wobei sich psychologische Verfahren
nachweislich als hilfreich erwiesen haben (Basler & Rehfisch, 1990; zitiert
nach Egger, 1993).
Zentrales Anliegen der psychologischen Schmerztherapie
ist es, dem Patienten anstelle von Gefühlen dem Schmerz „hilflos ausgeliefert“ zu sein, zu vermehrter
Eigenkompetenz im Umgang mit seinem Schmerzgeschehen zu verhelfen, Zugang zu
den eigenen Ressourcen
(innere Kräfte und Stärken) zu fördern und mit dem
Patienten gemeinsam Konzepte zu entwickeln, die ihm
ein Leben mit dem Schmerz
ermöglichen und trotz Schmerzsituation eine Verbesserung in der Lebensqualität
zu bringen.
Ein wichtiger Beitrag der Klinischen Psychologie zur Schmerzbehandlung liegt in der Psychoedukation,
dem Fördern des Verständnisses für Zusammenhänge zwischen körperlichen und psychischen Geschehen.
Im Hinblick auf Schmerz ist sowohl ein psycho-somatischer als auch ein somato-psychischer Zusammenhang
erwiesen. Wie ist dies zu verstehen? Der
körperliche Schmerz bzw. die Krankheit hat auch Auswirkungen
auf die emotionale
Gestimmtheit (mögliche Ängste, Depressionen uvm.) und beeinflusst kognitive
Bewertungen (bestimmte Gedankengänge, persönliche Überzeugungen,..). Die
emotionale Gestimmtheit
hat aber auch Auswirkungen auf körperliche
Wahrnehmungen und Empfindungen.
Eine wichtige Voraussetzung für psychologische Schmerztherapie ist die Psychodiagnostik,-um das
subjektive Schmerzerleben einerseits und
das Ausmaß an Beeinträchtigungen der Lebensqualität
andererseits messbar zu
machen.
Innerhalb der
psychologischen Schmerztherapie kommt gerade den verschiedenen Entspannungstechniken
ein hoher Stellenwert
zu (z. B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Klinische Hypnose,
Imaginative Techniken,…). Hier sind nur einige Möglichkeiten erwähnt. Die
Lebensqualität des
Schmerzpatienten kann also durch psychologisches
Schmerzbewältigungstraining – auch bei verbleibenden
Schmerzen - wesentlich
verbessert werden.